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HP-Superzelle bei Dumas/TX am 18.Mai 2010:

Nachfolgend der Text von der SChaPLe-Homepage übernommen - www.SChaPLe.com - und man kann es ganz simple zusammenfassen: Zweiter Chase, zweiter Erfolg. Dickes HP-Monster zwischen Dumas und Stinnett im Texas Panhandle:


Hola niños,

nachdem wir ja ursprünglich dachten, wir würden in der ersten Woche eher zwischen verschiedenen touristischen Destinationen wählen müssen, so deutete sich bereits seit einigen Tagen an, dass der Wochenbeginn vielmehr nach richtigen Chase-Entscheidungen verlangt. Statt totem Rücken (high pressure death ridge) gabs lebendige Scherung (high low/mid-level bulk shear) im westlichen OK/TX Panhandle, d.h. nicht nur das Förderband mit bodennaher Gulf moisture wurde angeworfen, sondern auch der Jet hat seine Fühler wieder bis in die Plains ausgestreckt, um uns im Diffluenzbereich mit willkommenem forcing zu erfreuen.

Zuvor haben wir am gestrigen Tag ernüchtert feststellen müssen, dass es das schnelle Internet für Zwischendurch auch im Jahre 2010 nicht gibt. Entweder fehlende Breitband-Netzabdeckung oder Vertragszwang haben uns zu der Entscheidung gebracht, dass es heuer wieder oldschool-wifi-Chasing geben wird. Da wir damit bisher immer recht gut zurecht gekommen sind, wärs doch gelacht, wenn uns das nicht ein weiteres Mal gelingt. Ist außerdem immer wieder ein tolles Gefühl, auch ohne www-to-go am Ende gemeinsam mit den high-tech-Chasern unter der Meso zu stehen :-).

Wie immer hat das morgendliche SPC-Upgrade (moderate risk) der Langschläferfraktion noch einmal den klitzekleinen Schub Motivation verschafft, der zum pünktlichen Start notwendig ist ... obwohl unsere eigene Analyse dafür selbstverständlich bereits mehr als ausreichend war. Dass man schlussendlich dann tatsächlich im moderate risk-Gebiet landet, lässt sich nicht immer vermeiden - heute war es sogar zwingend notwendig.
Über den I-40 gings bis McLean und weiter durch die texanische Pampa nach Pampa. Von dort weiter nach Dumas, wo wir uns inmitten garstigster Cirruspampe befanden. In der Vergangenheit bisher ein wenig erfolgversprechendes Szenario, aber vielleicht sollte das Internetz uns ja neue Hoffnung machen. Dabei hat sich heute "Dairy Queen" den Titel als most chaserfriendly place to surf verdient. Dank dessen sophisticated high-speed-wlan, konnten wir zu frühnachmittäglicher Stunde ausführlich spekulieren, ob die nach wie vor optimalen Bedingungen durch den Jetcirrus eventuell defätistisch beeinflusst werden würden. Also wurden einerseits bereits mögliche Alternativen diskutiert, und andererseits das lustige Spielchen "Wer findet die erste congestus-Quellung unter dem Cirrus auf dem Satbild?" zelebriert. Nicht überraschend hat dann nach einer knappen Stunde Wartezeit das Radar die ersten Zuckungen gemacht ... et voilá ... wenige Meilen östlich von Dumas konnten wir die Basis und kurz darauf den Updraft der Zelle lokalisieren. Es schien vollbracht, was sich durch einen neuerlichen Radarcheck bei Dairy Queen bestätigte. Sehr zu unserer Erleichterung, da sich Cirrus und Cb eben doch nicht grundsätzlich ausschließen :-).

"Unsere" Zelle war gefunden und wir fuhren nun direkt bis an die bereits prächtig ausgebildete Meso heran und harrten der Dinge die da kommen. Dank geringer storm motion konnten wir die Entwicklung der Zelle wunderbar verfolgen. Ein erhebendes Gefühl, wenn man am dritten Tag direkt unter einer solchen Mesozyklone die Rotation mit bloßem Auge erkennen kann. Der inflow-Fraktus, den man zeitweilig durchaus als potenzielle Wallcloud bezeichnen konnte, hing dabei bis zum Boden herab, bevor er am Ende es ersten Zyklus rainwrapped wurde.

Zeit die Stellung zu justieren, und nur einen Straßenabzweig weiter befanden wir uns plötzlich inmitten einer immer größer werdenden Chaser convergence. Gut, dass das nicht allein unsere Zelle sein würde, das war ja klar, aber dass derartige Autoschlangen in dieser gottverlassenen Gegend unterwegs sein würden, dass war dann doch schon einigermaßen überraschend. Doppler-on-wheels war dabei nur eines von zahllosen Fahrzeugen mit on-board all-you-can-measure Ausstattung. Daneben schien sich eine nicht geringe Anzahl touristisch motivierter Chasergruppen an die richtige Stelle kutschiert lassen zu haben.

Anyway, trotzdem die Zelle eine gewisse HP-Tendenz (high precipitation) nicht verheimlichen konnte, hat sie sich stetig neu strukturiert und wusste mit ihrer beeindruckenden Dynamik im Aufwindbereich zu enthusiasmieren. Leider hat uns dann (wie so oft im Chaserleben) das Straßennetzwerk etwas im Stich gelassen und wir mussten uns mehr als eine halbe Stunde das Spektakel aus der Ferne anschauen. Gefühlte Stunden und noch mehr potenziell "verpasste Tornados" später, waren wir ENDLICH wieder genau davor und konnten ein Superzell-Monster ungekannter Größe bestaunen ... zusammen mit Hundertschaften anderer Chaser.

Brachialer inflow, grünblauer Hageloutflow und der Ansatz eines horizontalen layerings erfüllten alle Zutaten für den perfekten Chase. Das Ganze konnten wir nun etwas außerhalb der Ortschaft Stinnett (mit Sirenen bewarnt!) in aller Ruhe, vom inflow-Sturm umtobt und versuchend die Kameras gerade zu halten, weiterverfolgen, bevor sich die Zelle scheinbar, in Form eines antizyklonalen left-movers, nach Norden von uns weg bewegte.

Daraufhin noch ein letztes Farewell in Stinnett, bevor von Süden die Lightshow mit lehrbuchhaft geneigtem updraft goutiert werden konnte. Das am Tag darauf erneut zu erwartende sehr gute "setup" im Hinterkopf habend, ging es chillig zurück nach Norman.


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